Knoblauch ist gut für's vegetative Nervensystem...
...sagte mir Waldemar Reichhard († 1988), besser bekannt als "Wiesbadener Knoblauchmensch"
In meiner Schulzeit begegnete ich in der Fußgängerzone mehrmals diesem unvergesslichen Wiesbadener Original. Er gab uns Schülern damals sehr freundlich ein Tonband-Interview, bei dem wir zwar ein ganz anderes Thema von der Schule bekommen hatten, bei dem es dann aber schon nach wenigen Sätzen nur noch um Knoblauch ging. Das gab trotzdem - oder deswegen? - eine gute Note. Zurecht wurde ihm in Wiesbaden eine Bronze Statue gewidmet, und ich widme ihm dieses einfache und leckere Rezept.
Eingelegter Knoblauch ist sehr lecker und kann einfach so als "Antipasti" genascht werden, wie eingelegte Silberzwiebelchen, nur pikanter.
Man kann zwar prinzipiell jeden Knoblauch einlegen, aber am Besten geht es mit frischem Knoblauch. Damit macht die Arbeit auch am meisten Spass. Frische Knoblauchknollen haben eine weiche feuchte fleischige Hülle. Die kann man ganz einfach abziehen. Die Knoblauchzehen die man dann einzeln löst haben ebenfalls eine weiche Hülle. Die Zehen flutschen oft schon bei leichtem Druck aus der weichen Hülle, aber auf jeden Fall kann man diese Haut ganz leicht abziehen. Bei den üblichen "harten trockenen" Knollen ist das mühselig.
Zuerst muss man die Gläser sterilisieren. 15 Minuten im Backofen bei 150° genügt.
Meine Grundrezept-Faustregel für die Mengen lautet:
200 gr geschälte Knoblauchzehen
200 ml Wasser
200 ml Essig
2 TL Salz
Am liebsten mag ich hellen Essig: Weißweinessig, Kräuteressig, Essig aus Essigessenz usw. Experimentieren macht Spaß, anfangs aber lieber halbwegs neutralen Essig nehmen.
Wasser und Essig und Salz in einem Topf zum Kochen bringen. Testweise EINE Zehe kochen, um herauszufinden, wie man es mag. Die Zehe kalt abschrecken und kosten.
1 Minute: sehr knackig und scharf
2 Minuten: weich und mild
3 Minuten: sehr weich und lasch
Ich mache immer 1,5 Minuten, das ist knackig und leicht scharf. Es kommt wirklich auf Sekunden an! Die Größe der Zehen ist dabei gar nicht einmal so relevant.
Portionsweise(!) den Knoblauch kochen. Für reproduzierbare Ergebnisse ist es wichtig, dass das Wasser noch am Kochen bleibt, wenn man den Knoblauch hinein gibt, also erstmal vorsichtig sein mit der Menge. Am Ende der Kochzeit mit einem Schaumlöffel oder Sieb herausheben und sofort in einer Schüssel mit kaltem Wasser abschrecken.
Wenn der gesamte Knoblauch fertig gekocht ist, wird er in die sterilisierten Gläser gefüllt. Die werden dann mit dem noch kochendheissen Essigwasser aus dem Topf aufgefüllt, und dann ist der Kreativität freier Lauf gelassen. Ich mag am liebsten paar Senfkörner und rosa Beeren im Sud, aber es gehen auch Chiliflocken, Lorbeerblätter, Rosmarinzweige usw.
Deckel auf's Glas, ab in den Kühlschrank, und mindestens 4 Wochen abwarten. Wenn sauber gearbeitet wurde hält sich das ungeöffnet monatelang. Auch geöffnet hält sich das noch lange im Kühlschrank - wenn es die Chance dazu hat, bevor es genascht wurde.
Lieber Waldemar, wenn Du den Knoblauch vor dem Verzehr eingelegt hättest, hättest Du den Kaffee wohl auch drinnen im Tchibo trinken dürfen statt draussen vor der Tür. Man riecht dann nämlich nicht so streng.